Traum vom Malen. Bertha Falckenberg (1876 – 1951)

07.02.26 – 17.05.26

Bertha Falckenberg (1867 – 1951) wuchs in gutbürgerlichen Verhältnissen als Tochter des Bankdirektors der Mittelrheinischen Bank in Koblenz auf. Hier besuchte sie die „Höhere Evangelische Töchterschule“, das heutige Hilda-Gymnasium.

Im Alter von 12 Jahren begann sie selbstständig mit dem Zeichnen. Ab 1881 beschäftigte sie sich immer intensiver mit der Kunst. Aus dieser Zeit sind diverse Skizzenbücher, Zeichnungen sowie vereinzelte Aquarelle erhalten, in denen sie sich vorranging dem Portrait widmete. Besonders große Fortschritte in ihren Fähigkeiten sind ab 1885 erkennbar. Ihre Familie unterstützte sie aktiv in ihrem Bestreben Künstlerin zu werden. So konnte sich die junge Künstlerin im Wintersemester 1885/86 an der „École Supérieure des Beaux-Arts“ in Genf einschreiben. Mehr als ein Semester verbrachte sie dort allerdings nicht, denn in den folgenden Jahren nahm sie Unterricht in der privaten Malschule des Berliner Malers Karl Gussow (1843 – 1907). Daneben besuchte sie einige Kurse der Zeichen- und Malschule des „Vereins der Künstlerinnen und Kunstfreundinnen zu Berlin“, der 1867 zur Unterstützung künstlerisch ambitionierter Frauen gegründet worden war. An einer deutschen Akademie konnte sich Falckenberg nämlich nicht einschreiben, da Frauen zu diesem Zeitpunkt der Zugang zu den Staatlichen Kunstschulen verwehrt blieb. So musste auch sie auf Privatunterricht bei angesehenen Malern oder ins Ausland ausweichen. Dennoch fühlte sich Bertha Falckenberg bei ihrer Rückkehr aus Berlin 1888 ausreichend gerüstet, um in Koblenz als selbstständige Porträtistin zu bestehen. Viele Bildnisse aus dieser Zeit zeugen von ihrer Schaffenskraft und ihren Fähigkeiten. Ihr Malstil orientierte sich an dem der berühmten Künstler des gründerzeitlichen Realismus der 1880er Jahre.

Zurück in Koblenz und auch nach dem Umzug der Eltern ins beschauliche Boppard 1899 wohnte sie wieder im elterlichen Haushalt. Danach finden sich keine Belege für ein weiteres künstlerisches Schaffen. Sie zog sich vollkommen zurück und lebte bis zu ihrem Tod im Jahr 1951 vom Familienvermögen und staatlicher Unterstützung. Die Gründe dafür sind unbekannt.

Bertha Falckenberg mag vielleicht nicht die erste Frau sein, die sich in Koblenz künstlerisch betätigte, doch ist sie die erste lokale Künstlerin, die im Rahmen der damaligen Möglichkeiten für Frauen professionell ausgebildet wurde und von der heute noch ein größeres Gesamtwerk erhalten ist. Zahlreiche Gemälde, Zeichnungen und Dokumente gewähren einen einmaligen Einblick in das Leben und Schaffen einer jungen Künstlerin im Deutschland des späten 19. Jahrhunderts.

Standort: Kabinettausstellung

Bertha Falckenberg l Selbstportrait in rotem Kleid und mit Palette l 1887 l Bildrecht und Repro: MRM